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Studierende der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Klasse Brenner

Martina Kölsch, Salome Kuon, Bettina Leib, Annkatrin Liebig, Jessica Mayer, Lisa Mühleisen, Alexei Savinov, Katharina Volkmer, Fabian Wolter

zeigen Malerei, Skulpturen, Zeichnungen Fotografien, Videos und Installationen.

Bettina Leibs Arbeiten sind inspiriert von gefundenen strukturellen Formen und Mustern, wie beispielsweise abgeblätterter Putz auf Wänden oder Urinflecken am Wegesrand. Diese greift sie auf und setzt sie mittels Fotografie und Zeichnung in Skulpturen um. Ihre Figuren entsprechen keinem Schönheitsideal, haben sowohl menschliche Züge, als auch Merkmale von Fabelwesen und gehen meist an den Rand des statisch Möglichen. Die Wirkung ist bizarr, wunderlich, naiv und verspielt.

In ihren konzeptionellen Arbeiten erzwingt Lisa Mühleisen die Auseinandersetzung. Entweder unhöflich und viel zu grell, mit bekannten Mitteln des modernen Lebens aber auch in reduzierten ironisierenden Ideen-Konstrukten. Attraktion, Irritation und Emotion mit dem Endkonsument im Zentrum des Geschehens. Sie verknüpft ihre persönlichen Mitteilungen an den Betrachter mit der eigenen abstrahierten Realität und integriert dabei Rauminstallation, Sprache und alle notwendigen, der Umgebung angepassten Medien. Eine Gratwanderung zwischen ungefiltertem Realismus und gewollter Pseudo-Kultur.

Die Malerei von Martina Kölsch bewegt sich zwischen Figuration und Abstraktion. Die Motive für ihre großformatigen Arbeiten erschließt sie aus der Kombination von Elementen moderner Architektur und Skulptur. Dabei lässt die Künstlerin ein kontrastreiches Spannungsfeld zwischen Malerei und Zeichnung entstehen.

Jessica Mayers Fotografien sind aufwendig inszeniert und spiegeln eine skurrile und kuriose innere Welt dar. Sie kommen auf den ersten Blick wie Schnappschüsse daher. Dabei ist Frau Mayer immer auf der Suche nach interessanten Personen und Gebäuden, die diese Welt widerspiegeln und die im Zusammenspiel eine neue, eigene Bildwelt ergeben. Ihre Fotostories handeln von Leben – Lieben – Bereuen – Gewinnen – Verlieren – Lügen – Betrügen – Verlassen und Festhalten.

Salome Kuons Arbeiten bewegen sich zwischen den Medien Video, Zeichnung, Fotografie und Objekt. Ihre Anregungen findet die Künstlerin in zwischenmenschlichen Beziehungen und Kindheitserinnerungen. Sie verweisen auf eine Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Identität. Salome Kuon arbeitet ausschnitthaft und assoziativ. Die Akteure und Objekte ihrer Arbeiten sind oft isoliert von ihrem Umraum. Sie sind gefangen in ihrer eigenen Handlungsschleife. Vertrautes wird mit Absurdem kombiniert.

Überlegungen zu gesellschaftlichen Absurditäten, dem Zwiespalt des menschlichen Bedürfnisses nach Struktur und Ordnung und dem freien Spieltrieb stehen als Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeit von Annkatrin Liebig. Gedanken, die sich in den Werken der Künstlerin dem Betrachter doch oft nur verschlüsselt zeigen. Entstehungsort der Arbeiten und Ideen sind stets die Din A4 Zeichnung, die sich in Druckgrafiken, druckgrafischen Objekten, Skulpturen und Installationen weiterentwickeln. Der handwerkliche Aspekt ist der Künstlerin bei jedem Medium sehr wichtig.

»Contemporary Artbanging« nennt das Künstlerkollektiv 212, bestehend aus Alexei Savinov und Fabian Wolter Strategien der Rekontextualisierung von Images aus der Trash- und Popkultur in Raum- /Videoinstallationen und Siebdruckgrafiken. Die multimedialen Arbeiten von Atelier 212 treiben pointiert und aggressiv politische und gesellschaftliche Aspekte des alltäglichen Wahnsinns auf die Spitze. Sie werden für die Ausstellung eine speziell für den Raum angefertigte Installation zeigen.

Katharina Volkmer verwendet klassische Zeichenmaterialien. Graphit, Kohle, Gouache, Tusche. Der Malgrund ist meist Pappe, Holz, altes Papier. Es wird geschossen, gemordet, Figuren oft alleine, mitten in den Raum gesetzt. Das Verlorensein in der Welt ist ein roter Faden, der sich durch Volkmers Arbeiten zieht. Die meist lasierend gearbeiteten, stets figurativen Zeichnungen entstehen zuerst intuitiv in ihren Skizzenbüchern und dienen als Ideenquelle für ihre großformatigen Arbeiten und ihre animierten Filme.

Birgit Brenners Arbeiten setzen dort an, wo der banale Alltag beginnt. Arbeitslosigkeit, Einsamkeit, Statussymbole und sozialer Abstieg oder die Angst vor dem Alter sind Themen, die in ihren raumfüllenden Installationen immer wiederkehren. Anhand alltäglicher Situationen thematisiert die Künstlerin allzu vertraute gesellschaftliche Ängste in Szenen, die sich in inneren Monologen der Protagonisten oder zwischen Paaren abspielen. An was glauben wir heute noch? Hilft beten, oder doch lieber der Schönheitschirurg?
Die filmisch erzählten Geschichten verstreut sie als fragmentarische Regieanweisungen auch über ihre großflächigen Collagen, die sie ausgehend von den installativen Arbeiten im Raum entwickelt und in der Flächigkeit der Collage zu einer Sequenz, einem mehrfach überblendeten Standbild verdichtet. Mit Zeichnungen, Fotografie und Text vereint Brenner auf einer Fläche nicht nur unterschiedliche Materialien, sondern auch mehrere Realitäten als skizzenhafte Abbilder des Lebens vom öden Alltag bis hin zum Zerbrechen. Geradezu überfrachtet wirken die Bilder, zusammengesetzt aus Versatzstücken, die auf den ersten Blick nicht zueinander passen. und dabei doch eine Geschichte erzählen, die der Betrachter immer wieder unterschiedlich lesen kann.

Birgit Brenner (geboren 1964) studierte bei Rebecca Horn an der HdK, Berlin und machte dort 1996 ihren Meisterschülerabschluss. Seit 2007 lehrt sie als Professorin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart im Fachbereich Bildende Kunst, Fotografie, Zeichnungen, Neue Medien.